Montag, 13. Juni 2016

Ein perfekter Vatertag mit kleinen Katastrophen

Wenn am Vatertag, an dem man eigentlich bis Mittag schlafen dürfte, bereits um Null-Sechshundert der Wecker klingelt, dann fragt man sich im ersten Moment schon, ob man falsch gewickelt ist. Das Kenianische Krieger nicht alle Tassen im Schrank haben, ist aber weithin bekannt, ...
... und so stieg "Vater des Wahnsinns 2" - der Hopfentee Kenianer - pünktlich um Null-Sechs-Dreißig ins Kenianische Motorhome ein und gemeinsam ging Richtung Buchstabenteich.

Dort angekommen begutachteten die beiden Krieger von Loretto-Spitz aus den noch ruhig vor sich hinschlummernden Buchstabenteich. Das idyllische Restaurant Maria Loretto hätte wohl zum Vatertags-Brunch oder Familienmittagessen eingeladen, aber ein echter Krieger nutzt Restaurants nur für den obligatorischen Nervösitäts-Klogang vor der Schlacht ...

Bei der Ausgabe der Startunterlagen wurde der Weiße Kenianer herzlich von Trispoat-Mitglied Martin Grabner empfangen. Der Krieger mit Wurzeln in Little Kenia leistet im Land rund um den Buchstabenteich "Entwicklungshilfe" ...

Danach ging es zum Umziehen ins Kenianische Motorhome. Elegant wie eine Kuh beim Weitspringen zwängte sich der Weiße Kenianer unter kräftiger Mithilfe des Hopfentee Kenianers in seine Gummirüstung.


"Eini in die Wurstpelle ..."

"Was aussieht wie Stretching ist der verzweifelte Versuch sich in der 
viel zu engen Gummirüstung zu bewegen - die muss beim Waschen eingegangen sein ..."

Und ab zum Einschwimmen. Gott sei Dank war das Wasser wärmer als die Lufttemperatur. Geschätze angenehme 21 bis 22 Grad dürfte es gehabt haben.

Einschwimmen auf Kenianisch ...

Punkt 10 Uhr viel der Startschuss zum 2. Lendkanal Crossing. Der Weiße Kenianer nahm gemeinsam mit rund 70 Startern die 3,8 Kilometer in Angriff.

Am Start gab es kurz das übliche Gerangel, aber der Kenianer konnte sich halbwegs aus dem Gröbsten heraus halten. Er versuchte so schnell wie möglich seinen Rhythmus zu finden, ohne zu schnell anzuschwimmen. Beides gelang nur teilweise. Wieder wäre der Weiße Kenianer am liebsten nach den ersten 200 bis 300 Metern aus dem Wasser gestiegen und heim zur Mama gelaufen ...

Wieder dieses ungute Gefühl keine Luft zu bekommen. Mit einem Mal wurde die Gummiausrüstung beim Brustkorb - diesmal wirklich - viel zu eng. Der Weiße Kenianer hatte den Eindruck, dass jemand auf seinem Brustkorb stünde. Leichte Panik und ein seltsames Gefühl von Platzangst und der Gedanke an Flucht - Flucht ans Ufer ...

Der Weiße Kenianer versuchte sich zu beruhigen, ruhig und gleichmäßig zu ziehen und zu atmen. Brustschwimmen konnte er diesmal vermeiden. Er schwamm ein wenig an den Rand um nicht in einer Gruppe, die ihn auch irgendwie beengte, festzustecken. Aber er hatte sich nach der Schlacht um Klopein fest vorgenommen, diesmal eine passende Gruppe zu suchen und zu finden. Also riss er sich am Riemen, verdrängte Ängste und ungute Gefühle und fand auch bald eine 5er Gruppe. Endlich fand er neben eines passenden Schwimmschattens auch Schwimm- und Atem-Rhythmus. Und so ging es einmal eine ganze Weile recht gut dahin.

Da es beim Lendkanalcrossing keine Bojen oder Runden gibt, hatte der Kenianer überhaupt kein Gefühl wie lange - in Zeit und Metern - er bereits unterwegs war. Den Lendkanal selbst kannte er schwimmend auch nur bis zum Ironman-Ausstieg beim Parkhotel, und so wusste er rund 1 Kilometer war schon geschafft.

Ohne recht zu wissen, wie weit es wirklich noch war und welches Schwimmtempo er anschlagen könnte, das er auch bis zum Schluss durchhalten würde, blieb unser Krieger brav im Schwimmschatten der Gruppe. Einer der Schwimmer schwamm ruhig dicht am rechten Ufer entlang und der Kenianer heftete sich an seine Fersen.

Und plötzlich tauchte in Sichtweite ein über das Wasser gespanntes Transparent auf. Das Ziel? Oder nur ein Werbetransparent? Finish konnte er schließlich entziffern. Mist war die Schlacht schon vorbei, ohne dass der Kenianer einmal so richtig gnadenlos und ohne Rücksicht auf Verluste auf die Tube gedrückt hatte. Irgendwie schwamm er noch immer im Triathlon-Modus: Möglichst zügig aber nicht am Limit, um Kraft für später zu sparen. Aber es war ein reine See-Schlacht ohne ein "Später". Es folgte kein Ritt auf dem Schlachtross und auch kein Fussmarsch ...

Zumindest jetzt, wo das Ziel in Sichtweite war, wollte sich der Krieger richtig verausgabe. "All out" dachte er sich! Er verließ den Schwimmschatten und drosch aufs Wasser ein als gäbe es kein Morgen. Dabei überholte er noch einige Schwimmer - ein Umstand der ihm bei einem der Mitstreiter großen Ärger einbrachte.

Das Ziel vor Augen ...

Der Weiße Kenianer hatte noch nicht einmal durchgeschnauft ihm Ziel, da begann ihn schon ein Schwimmer wüst zu beschimpfen. Zuerst lange den Schwimmschatten zu nutzen und am Schluss zu überholen sei unsportlich war die Grundaussage, die allerdings nicht ganz so elegant formuliert wurde. Auch an Land beruhigte sich der Überholte nicht und schimpfte weiter ... war kurz davor handgreiflich zu werden - offensichtlich hatte er auch noch zuviel Kraftreserven ...

Der Weiße Kenianer hatte in der Hitze des Gefechtes überhaupt nicht daran gedacht, dass es wirklich nicht die feine englische Art gewesen war. Allerdings hätte sich der Schwimmer ja auch einmal hinter ihn zurückfallen lassen können. Absprechen kann man sich während des Schwimmens leider nicht. Dem Weißen Kenianer war es auch gar nicht ums Überholen gegangen, er wollte nur noch einmal alles rauslassen. Und er war auch der Meinung gewesen, dass es ohnehin nur um die Goldene Himbeere irgendwo im Mittelfeld der 70 Teilnehmer gegangen war. Etwas kleinlaut schlich der Weiße Kenianer von Dannen ...

Irgendwie hat unser Krieger den Dreh bei reinen See-Schlachten noch nicht recht raus. Zuerst kommt es ihm endlos lange vor und er schwimmt vorsichtig und nicht am Limit, und dann auf einmal ist der Bewerb vorbei, gerade zu dem Zeitpunkt wo es ihm angefangen hätte zu gefallen ...

Um sich langsam vom Triathlon (zumindest für diese Saison) zu entwöhnen, stand nämlich noch das Abfahren der Ironman-Runde mit dem Schlachtross gemeinsam mit dem Hopfentee Kenianer auf der To-Do Liste dieses Vatertags. Raus aus der Gummirüstung rein ins Raddress und schon ging es los. Allerdings nach 3 Kilometern "ZZZZZZiscchschschschschsch" - der Hopfentee Kenianer blieb fluchend am Straßenrand stehen mit einem Platten am Hinterreifen. Wechseln macht leider auch keinen Sinn, vermeldete er, denn er hatte am Vortag schon zwei Schläuche "verbraucht" - es dürfte wohl an der Felge bzw. dem teilweise nicht mehr intakten Felgenband liegen ...

Also beschlossen die beiden Krieger traurig, dass die Radrunde schon wieder vorbei war, bevor sie richtig begonnen hatte. Aber da hatten sie die Rechnung ohne den Stammeshäuptling gemacht. Der Stammeshäuptling zitierte beide in seine Kärntner Sommer-Residenz in der Nähe des Klopeiner Sees und zauberte aus einem stinknormalen Gewebe-Klebeband ein Ersatz-Felgenband.

Die Krieger pfiffen allerdings auf die Ironman-Runde und strampelten gemeinsam zum Klopeiner See und fuhren auch noch die Wettkampfstrecke der Schlacht um Gösselsdorf ab. Lockere 2,5 Stunden ohne besondere weitere besondere Vorkommnisse. Einmal davon abgesehen, dass der Weiße Kenianer meistens unsportlich im Windschatten des Hopfentee Kenianers fuhr ...

Nach getaner Trainings-Arbeit ging es mit dem Kenianischen Motorhome wieder in Richtung Little Kenia, und da erreichte den Weißen Kenianer eine SMS-Nachricht des Kenianischen Löwen, der zum Top 10-Platz gesamt und zum Stockerlplatz in der Altersklasse gratulierte?

Der Weiße Kenianer verstand nicht ganz, und fühlte sich auf die Schaufel genommen. Als er dann die Ergebnisliste aufrief, wurde ihm schnell klar, warum sein Schwimmschatten-Spender so ausgeflippt war. Es war gar nicht um die Goldene Himbeere im Mittelfeld gegangen, sondern eine wirklich gute Platzierung bei einem Hobby-Schwimmbewerb sprich um die Goldene Erdbeere!

Der Weiße Kenianer hatte tatsächlich den 10. Gesamtrang belegt, und in seiner Altersklasse Platz 3. Allerdings waren vom Veranstalter gar keine Altersklassen ausgeschrieben worden, und es gab auch nur für ersten drei gesamt eine Siegerehrung. Gott sei Dank, denn diesen Stockerlplatz hätte der Weiße Kenianer wirklich nicht verdient gehabt, wobei er keine Ahnung hatte in welcher Altersklasse die anderen Schwimmer seiner Gruppe waren. Die Zeitnehmung hatte wohl trotzdem automatisch Altersklassen ausgespuckt.


Einmal "reißt" der Weiße Kenianer tatsächlich etwas - also zumindest die Goldene Erdbeere in Bronze - und dann kann bzw. darf er sich gar nicht darüber freuen. An dieser Stelle entschuldigt sich der Weiße Kenianer bei seinem Schwimmschatten-Spender (falls er das hier liest) und gelobt Besserung. Schließlich war es erst seine zweite Open-Water-Schlacht überhaupt, und er ist wirklich noch ziemlich planlos.

Wie der Weiße Kenianer inzwischen nachgelesen hat, gibt es zum Beispiel beim Open Water Cup einen Ehrenkodex, dass man spätestens 500 Meter vor dem Ziel den Schwimmschatten verlässt und überholt oder nicht. Diese 500 Meter Marke wird durch eine Boje markiert. Beim Landkanal-Crossing gab es eine solche Boje nicht, zumindest hat der Weiße Kenianer keine gesehen - aber in Zukunft wird er dies beherzigen - mit oder ohne Boje ...

Jedenfalls gratuliert der Weiße Kenianer den Organisatoren von Trispoat zu einer wirklich lässigen Schlacht, zu der der Kenianer wohl 2017 wieder kommen wird.

Zurück in Little Kenia ging es dann zum Abschluss eines Vater-Tages nach Maß mit einem ganz besonderen Dreikampf noch zum Tanzkurs mit der Weißen Kenianerin. So muss Vatertag, das wird 2017 wohl schwer zu toppen sein.

Hakuna Matata!














5 Kommentare:

  1. .... gratuliere, lieber WK, das hast du gut gemacht. Der Typ liest deinen Blog sicher und hat deine Entschuldigung angenommen. ;)
    Liebe Grüße von der anderen Seite der großen Barriere - Herwig

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  2. Lieber Herwig,

    Danke für dein Lob. Und diese Wochenende gibt es ein versöhnliches Treffen mit "dem Typ" - mehr dazu folgt Anfang nächste Woche.

    glg
    hinter dir große Barriere!

    WK

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  3. Hallo, ich habe dein Buch gelesen und mich daraufhin für dieses Jahr bei der Hitzeschlacht in Ungarn angemeldet... bisher habe ich noch keine/keinen weiteren deutschen Teilnehmer in der Starterliste gesehen. Du wirst ja auch da sein und am Schwimmen teilnehmen. Ich kann leider überhaupt kein Ungarisch, kommt man in Nagyatad auch mit Englisch/Deutsch klar? LG Nicole

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  4. Hallo Nicole,

    irgendwie kommt man mit Englisch und Deutsch schon durch. Ich habe ja Gott sei Dank meine Frau mit die Ungarisch kann.
    Melde Dich doch einfach per SMS wenn Du vor Ort bist.

    Bitte schicke mit Deine Mail-Adresse, dann schicke ich Dir meine Handnummer per Mail.

    glg
    WK

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  5. Hallo, vielen Dank für deine Antwort:)
    Hier meine Email-Adresse: nnm.ffm@gmail.com
    Ich und mein Mann werden mit dem Camper am Mittwoch anreisen (27.08.2016). Viele Grüße und bis bald, Nicole.

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