Mittwoch, 11. Januar 2023

Die neue Liebe und "50 shades of weh"

Mittlerweile gibt es keinen Zweifel mehr. Der Weiße Kenianer tut es schon wieder. Mit schlafwandlerischer Sicherheit hat der Krieger des Nichts wieder eine Form der Sport-Schlacht gefunden, ...

... die er nicht einmal im Ansatz beherrscht und sich unsterblich in sie verliebt. Liebe auf den ersten Kick! Nach dem Motto, wer sich heute nicht übergibt, gibt nicht alles oder wie es im Fachjargon heißt: 
Wer net speibt, kaun ka Guata sein!

Hyrox heißt der Irrsinn für Otto Normalverbraucher mit Größenwahn. Im Gegensatz zum Triathlon steckt der Hinweis auf den Ausgang immerhin schon im Namen: HyroX - ein Satz mit X, das wird wohl nix.

Jedoch der Weiße Veganer ist fest entschlossen,
ab heute wird sich wieder abgeschossen.

Für alle die von der neuen Modeerscheinung für Adrenalin und Laktat-Yunkies noch nichts gehört haben, sei sie aus kenianischer Sicht kurz erklärt:

Es gilt 8 Mal einen Kilometer zu laufen und dazwischen gibt es 8 Möglichkeiten den Puls auf 200+ zu jagen. Der halblustige Krieger sieht im Hyrox seine große Chance. Im Triathlon konnte er nur 3 Disziplinen nicht und war unheimlich stolz darauf, und hier hat er die Möglichkeit wie im Kegeln alle Neune zu verbocken.

Aber der Reihe nach:
Nach dem ersten Laufkilometer (wer dabei nach 500 Meter noch Luft bekommt, strengt sich nicht richtig an) steht zuerst der SkiErg (Ski-Ergometer) am Programm. Das Gerät sieht aus, als wäre man zu faul gewesen, das platzsparend hochgestellte Rudergerät wieder richtig in Position zu bringen. Es gibt zwei Griffe an Seilzügen und die Bewegung ist dem Doppelstockeinsatz beim Langlaufen sehr ähnlich. Der Kenianer skatet gerne im Sommer mit Stöcken und so fühlt er sich am SkiErg fast wohl, allerdings sind auch hier 1.000 Meter abzuspulen und es gilt noch die Regel des ersten Laufkilometers.

Darauf folgt Laufkilometer 2 - inzwischen ein wenig warm ist hier Zeit für einen ersten Schlusssprint.

Und dann wartet das erste wirklicher Zuckerl, der Sled Push. Es gilt einen 152 Kilo schweren Schlitten 50 Meter zu schieben. Da die Schneckenrodel des Graues fast doppelt so schwer ist als der Kenaianer, kann man sich leicht ausrechnen, wer da mit wem Schlitten fahren wird. 
Die große Hoffnung des Kenianers: Und er bewegt sich doch ...
Nach Schnaufkilometer 3 wartet der Sled Pull, diesmal muss man den 103 Kilometer schweren Schlitten mit einem Seil zu sich ziehen. Unser Krieger hat sich bereits eine Schnepf-Hundeleine mit "etwas" stärkerer Feder bestellt, denn wie der Stammeshäuptling immer zu sagen pflegte: 
Am Material darf es nicht scheitern!

Überhaupt muss an dieser Stelle gesagt werden, dass der HYROX in Sachen Materialschlacht erschreckend wenig hergibt. Ja es ist nicht alles Carbon was glänzt!

Laufkilometer 4 ist reserviert für die ersten Krämpfe - ja auch Versagen soll geplant sein.

Und jetzt folgt Achillesferse 1 des Weißen Kenianers: 80 Meter Burpee Broad Jump. Alleine das Auf und Ab wie auf einer Achterbahn macht dem Krieger bei diesen neumodernen Strecksprüngen mit Raumgewinn und Gleichgewichtsverlust zu schaffen. Die größte Challenge ist im Anschluss die Laufbahn für Kilometer 5 wieder zu finden.

Als Belohnung wartet danach das Rudern. Diese Disziplin wäre fast dazu da ein wenig Durchzuatmen, doch es gibt keine Disziplin auf dieser Erde die nicht genügend Potential für den Kenianer zum Selbstabschuss bieten würde. Wie ein Solist auf einer römischen Galeere hängt er sich in die Riemen als müsste er vorm Schrecklichen Sven davonrudern.

Laufkilometer 6 - naja seit Kilometer 3 ist es schon längst mehr ein Stolpern als ein Laufen ...

Beim 200 Meter Farmers Carry muss man 2 x 24 kg Gewichte mit Henkeln tragen. Hausfrauen und Hausmänner verstehen nicht, warum diese Disziplin "Sport" sein soll. Vor Feiertagen schleppen sie weit mehr in Einkaufssackerln über 2 Kilometer nach Hause.

Laufkilometer 7 vergeht wie im Alptraum und dann wartet die zweite Achillesferse des Weißen Kenianers: 100 Meter Sandbag Lunges - frei übersetzt: Du bekommst Sand um deine Lungen einzugraben ...

Es geht um Ausfallsschritte mit 20 Kilogramm auf den Schultern. Und wissenschaftlich geht es um den Fakt, dass ganz einfach wirkende Übungen die schwersten sein können. Das Knie muss immer den Boden berühren, was beim erschöpften Kenianer heißt, dass große Gefahr besteht, dass er sich die Kniescheibe zertrümmert. Und irgendwie hat er keine Kraft im vorderen Oberschenkel. Man fragt sich womit er in den letzten Jahren sein Schlachtross angetrieben hat. Danach noch laufen ist die absolute Hölle! 

Jo da kniet er nieder der Kenianer ...
Foto: guesbox


Aber immerhin haben die vielen Jahre als Tri-Krieger eines gebracht, wenn der Weiße Kenianer eines kann, dann angeschossen laufen - also im Rahmen seiner langsamen Möglichkeiten.

Und als krönender Abschluss wartet die dritte Achillesferse des Kriegers. Was soll heißen, man hat nur zwei Fersen? Der Kenianer war schon immer ein Dreibeiner.

100 Wall Balls! Man muss einen 6 Kilogramm schweren Petzi-Ball 100 Mal 3 Meter hoch an die Wand werfen. Dabei muss die Hüfte immer unterhalb der Knie gebracht werden, sonst wäre es ja fad.
Warum es Petzi-Ball heißt? Der Weiße Kenianer weiß schon nach den ersten 10 bis 20 Wiederholungen nicht mehr ob er der Petzi, der Kasperl oder der Großvati ist. 

"Großvati es hat Laktat geschneit!," 
- jo eh seit Laufkilometer 1.

Bei den Wall Balls fällt der Kenianer auseinander wie ein Ikea-Regal und kämpft schon nach wenigen Würfen mit Koordination, Transpiration, Klingelton (im Ohr), Kassabon ("Die Rechnung bitte Herr Kellner"), Konzentration und Kalkulation (sprich zählen wird auch zur Herausforderung).

Aber frei nach Hans Krankl wird der Kenianer einmal mehr seine eine Chance, die er nicht haben tut, nutzen. Dabei sein ist alles! Der olympische Gedanke zählt.

Trainiert wird für den Hyrox im neuen Stabi-Tempel wo mit Core kein Männergesangsverein gemeint ist. Neben den ohnehin schon fordernden Workouts ("Werde stärker als Dein Alltag") gibt's dort ab Samstag eigene Hyrox-Vorbereitungs-Trainings ("Werde stärker als H.C. Straches Alltag"!).

Und der Weiße Kenianer trainiert auch im Schlaubi-Fit-Tempel. Dort hat er sich jetzt ein eigenes Hyrox-Workout ausgedacht. Gleich wie bei der "Schlacht ums Horn" trainiert sich der Kenianer wieder selbst.

Einfach aus dem Grund, weil es noch weit mehr Möglichkeiten des süßen Scheiterns und der verzweifelten Irrwege bietet. Im Schlaubi-Fit-Tempel, der nicht auf Hyrox ausgelegt ist, bieten sich aber vor allem mit dem Laufbändern gute Möglichkeiten die wechselnde Belastung kennen und lieben bzw. hassen. Und der leicht verrückte Trainer des Kenianers hat ihm ein kleines, nettes Workout zusammen gestellt. Aber sehet selbst.


Dazu gesagt sei, dass der Krieger 2 x vor dem Laufen einige Minuten Pause machen musste, da alle Laufbänder besetzt waren und das im Schlaubi-Tempel "Laborbedingungen" herrschen. Wer weiß wie das dann in freier Wildbahn aussieht. Und vor allem gab es keine Judges, sonst wäre der Kenianer wohl nicht immer mit den Wall Balls beschäftigt.

Aber seine Trainer-Qualitäten stellte der Selbst-Dompteur eindrucksvoll unter Beweis. Er stellt dem armen Krieger einfach am Laufband 4:15 als Tempo ein und so ein Laufband ist unbestechlich. (Die Laufzeiten variieren weil das Band immer erst von Null auf Touren kommen muss, und weil sich der Trainer für die letzten 200 Meter immer was Besonderes einfallen ließ.)

Am 26. 02. 2023 steigt der erste Hyrox Austria in Wien (Messe) und der Weiße Kenianer hat sich vorgenommen - wie es sich bei einer neuen Liebe gehört - sich erstmals schüchtern und vorsichtig heran zu tasten. (Wer's glaubt!).

Hyrox Matata!


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